Der Stadtteil Martin-Luther-Viertel ist unverändert herausgefordert durch 2000 Flüchtlingen, die vor kurzem in den Stadtteil gezogen sind und dort auch schon seit 5 Jahren leben. Es werden weitere Flüchtlinge im Rahmen der Familienzusammenführung erwartet. Unverändert sind die Herausforderungen und das Spannungsfeld für die Bevölkerung, die dort zum Teil schon lange leben und erst neu hingezogen sind, sehr hoch. Der Integrationsprozess benötigt einen längeren Zeitraum, die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen begegnen sich mit Vorbehalt und durch die Coronakrise haben sie sich noch mehr zurückgezogen und bewegen sich nur in ihrer Kultur. Im Stadtteil ist zu beobachten, dass sich bereits Parallelgesellschaften gebildet haben, hier müssen dringend weiterhin Angebote stattfinden , die von allen Bewohner*innen angenommen werden.
Ergänzung Ausgangslage Projektjahr 2019:
Seit Beginn des Projektes zeigt sich stetig, dass der Integrationsprozess mehr Zeit benötigt, als bisher angenommen. Auf Grund der hohen Regularien und Formalitäten in Deutschland, ist die Hilfe zur Selbsthilfe lediglich in ganz kleinen Schritten möglich. Viele der neuen Mitbürger im Viertel lernen zwar zunehmend die Sprache, verstehen jedoch nicht die Zusammenhänge und die damit einhergehenden Prozesse. Die Erfahrung zeigt, dass diese Erklärungen von Strukturen und Regeln, den größten Teil der alltäglichen Arbeit im Projekt einnehmen.
Ergänzung Ausgangslage Projektjahr 2020:
Der Start.Punkt.SZ ist knapp 3 Jahre im Aufbau und der nun startenden Etablierung. Die ersten beiden Projektjahre galt es erst einmal das Quartier, die Bewohner und die neuen Kulturen genauer kennen zu lernen. Aktuell ist das schwierigste Probelm, Brücken unter den Kulturen zu bauen: Palästinensern, Kurden, Türken, Syrien, Afghane, Iraker sowie den EU- Mitbürgern und nicht zu vergessen die deutschen Bewohner im Quartier. Die Bewohnergruppen des hinteren Bezirks ( großer Teil der Einfamilienhäuser) standen bisher nicht im Vordergrund oder wurden auch kaum erreicht. Rückblickend auf die bisherige Gesamtarbeit der letzten drei Jahre, lag der Fokus auf dem Aufbau, dem Team sowie dem allgemeinen Umgang der Zusammenarbeit mit der Kooperation. Durch ein extra Coaching, konnte nach dieser Phase, ein Perspektivwechsel stattfinden: die Bewohneransicht, deren Meinungen, Lebenssituationen oder auch Lebensentwürfe waren bisher sekundär parallel Thema, jedoch nicht an erster Stelle. Nach der bisherigen Erfahrung und dem nun aufgebauten Wissen voneinander soll und muss sich das im folgenden Jahr ändern. Menschen sollen sich mehr begegnen und müssen stärker in die Welt des anderen eintauchen, weil aktuelle politische Situationen unseren Alltag massiv beeinflussen und das Miteinander stark beeinträchtigen. Synergieeffekte konnten aus diesem Grund zwar erzielt werden, aber leider nicht ausreichend. Synergieeffekte bedeutet für uns, der nächste Schritt nach der Begegnung. Gemeint ist dass, aus den ersten Begegnungen untereinander, weitere Interaktionen miteinander entstehen. Beginnend bei richtigen Unterhaltungen, die Begrüßungen auf der Straße als auch die Bereitschaft gemeinsame bei Projekte zu helfen. Was sich auf Grund der Herkunftsländer als problematischer erweist als man denken könnte. Aktuell ist es unter den Bewohnern immer noch schwierig, sich als Mensch mit Charakter wahrzunehmen und nicht als Herkunftsland mit einer anderen Politik.
Dadurch resultiert folgende Problemdarstellung: Stärkerer Einbezug der Bewohner. Bewohner nutzen aktuell die Angebote, stehen jedoch weniger „aktiv“ selbst im Zentrum des Geschehens in der Umsetzung. Es fehlen noch Kontakte zu den Menschen im Quartier, die wir noch nicht erreicht haben, die in einem hinteren großen Teil des Bezirkes in Einfamilienhäusern leben. Synergieeffekte finden noch nicht ausreichend statt, um die bisherigen Begegnungen zu vertiefen und stärken. Gemeinsames Verständniss unter den Kulturen gibt es kaum: Palästinensern, Kurden, Türken, Syrien, Afghane, Iraker sowie den EU- Mitbürgern oder auch deutschen Bewohner. Ausschließliche Nutzung der Angebote durch Menschen mit Migrationshintergrund eines Landes. Die Bewohner bleiben in der Gruppe (z.B. nur Syrer, nur Iraker)
Ergänzung Ausgangslage Projektjahr 2021:
In 2020 haben sich die Menschen mit Migrationshintergrund bedingt durch die Coronakrise sehr in ihrer eigenen Kulturgruppe zurückgezogen, sie hatten zum Teil nur Kontakte zu ihren Freunde aus ihrer Kultur. Es stellte sich heraus, dass die Menschen mit Migrationshintergrund ganz erhebliche Ängst vor Ansteckung hatten und den Kontakt außerhalb ihres Freundeskreises komplett vermieden haben. Sie haben auch den Stadtteiltreff gemieden. Im Stadtteil sind neue Apotheken, Arztpraxen, Bäcker, Einkaufsmöglichkeiten für die Arabische Bevölkerung entstanden, dort wird sehr gut Arabisch gesprochen- dadurch müssen die Bewohner*innen sich weniger bemühen, die deutsche Kultur zu verstehen und sich damit auseinander zu setzen. Dies sind erschwerende Faktoren für die Integration im Stadtteil und in Salzgitter. Mit Hilfe der Brückenbauerin (Stadtteilmutter) und Ehrenamtlichen sollen die Bewohner*innen wieder neu gewonnen und angesprochen werden. In den bestehenden Angeboten wie Nähen und Frühstück, sollen die Besucher*innen befragt werden, wie sie sich in dem Treff engagieren könnten und welche Angebote sie nutzen wollen. In der Migrationsberatung der Diakonie wurde beobachtet, dass die Kinder für Familien mit Migrationshintergrund eine große Motivation sind, sich hier in Deutschland weiter zu integrieren, deshalb sollen in 2021 weiterhin besonders die Kinder mit ihren Eltern angesprochen und die Angebote wie Nähen, Hausaufgabenbetreuung und Umgang mit digitalen Medien, Ferienangebote und Spielkreise, Frühstück fortgesetzt und weiterentwickelt werden.