Die Stadt Hameln hat, unterstützt durch das Land Niedersachsen, eine Projekt zur Stadtentwicklung in der Südstadt initiert. Im Rahmen des Projektes wurde zu Beginn des Jahres 2018 eine aktivierende Bewohnerbefragung in der Südstadt durchgeführt. Diese Befragung lieferte interessante Wünsche und Bedarfe der Bewohnerschaft in der Südstadt zu Tage. Eine drastische Beschreibung zur Situation formulierte ein Bewohner mit den Worten:
"Ich mag nicht mehr, ich möchte wegziehen aufs Land"
Die Ergebnisse der Umfrage mündeten in ein integriertes Handlungskonzept das in den Folgejahren sukzessive umgesetzt werden soll. Zunächst lag ein Schwerpunkt in der Schaffung von Orten der Begegnung. Somit wurde im Jahr 2019 mit der Einrichtung des Treffpunktes in der Südstadt - KAISERS, zunächst ein zentrales Vorhaben umgesetzt. Wobei der Namen KAISERS die Arbeitsschwerpunkte für die Südstadt bereits beinhaltet: KulturAustauschInklusionSelbsthilfeEhrenamtRat in der Südstadt!
Der Treffpunkt befindet sich zentral im Stadtteil zwischen Kaiser- und Königsstraße und kann von beiden Straßen, die eine zentrale Achse durch das Quartier bilden, erreicht werden.
Die Südstadt zeichnet sich durch eine hohe Wohndichte und damit einhergehend durch mangelnde Freiflächen aus. Die Bevölkerungsstruktur ist als heterogen zu bezeichnen. Über 40% der hier lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund. Ca. 6300 Menschen leben in der Südstadt, davon sind 1000 Kinder im Alter 0 bis 14 Jahren und ca. 1500 Menschen mit einem Alter über 60 Jahren. Das sind ca. 25 % der Bewohner in der Südstadt.
Die soziale und kulturelle Heterogenität der Bewohner macht die Förderung eines interkulturellem Austausch und des Miteinanders zwingend notwendig. Das haben die Bewohner für sich bereits erkannt und als Antwort während der Umfrage im Jahr 2018 zum Ausdruck gebracht. Ebenso wurde angemerkt, dass insgesamt zu wenig miteinander geredet würde. Es erfolgten Aussagen wie, "Früher Idylle pur, heute Katastrophe".
Ebenso wurde angemerkt, dass insgesamt weniger Wertschätzung dem entgegengebracht würde, was vorhanden ist. Das führte zu mehr Müllbergen, nicht entsorgtem Sperrmüll, mehr Alkohol und Drogen im öffentlichen Räumen und höherer Agressivität. Die Verkehrsinseln in der Königsstraße haben früher die Anwohner selbst gepflegt, das aber wegen Müll und Hundekot aufgegeben.
Die Bewohner selbst formulierten aber auch bereits Lösungsansätze, beispielhaft sollen jüngere von ältere Menschen lernen. Der Wunsch nach einer Mischung der verschiedenen Kulturen wurde ebenso benannt, wie eine Art Schiedsrichter, zur Deeskalation auf Augenhöhe.
Durch den hohen Anteil an über 60 Jähringen entsteht eine drastische Vereinsamung im Statdteil. Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf dieser Menschen ist hoch. Auch das wurde bereits durch die Bewohner selbst während der Umfrage im Jahr 2018 benannt. Der Wunsch nach einem Begegnungsort für Seniorinnen und Senioren, zum Austausch und zur Beratung bei Sorgen im Alter, wurde klar geäußert. Bedenklich ist ebenfalls das von den Befragten gesagt wurde, dass der Respekt den Älteren gegenüber nachgelassen habe.
Die vorgenannten Absätze beschreiben damit das Handlungsfeld 5, des integrierten Handlungskonzeptes für die Südstadt, "Integration fördern".
Aktuell gestaltet sich das Leben in der Südstadt nach einer Umfrage unter Bewohnern im Jahr 2018 als nicht sehr lebenswert. Alkohol- und Drogenkonsum im öffentlichen Raum, Müll, Verwahrlosung, Lärmbelastung durch nicht einhalten von Verkehrsregeln und insgesamt wenig Achtsamkeit für das Umfeld und die Mitbewohner prägen den Alltag.
Ergänzung Projektjahr 2021:
Die Ausgangslage für das Projektjahr 2021 hat sich auf Grund des späten Projektbeginns im November des Jahres 2020 nicht verändert und gilt uneingeschränkt weiter.
Aufgrund der Coronakrise konnte der Treffpunkt in der Südstadt, das KAiSERS, erst ab dem 01.06.2021 mit eingeschränkter Handlungskapazität wieder geöffnet werden. Vorab spielten sich jedoch virtuelle Gesprächsrunden sowie Kommunikation über Radio und Zeitung ab. Vernetzung lief digital und konnte den Treffpunkt trotz allem in den Köpfen der BewohnerInnen etablieren. Auch Flyer in den Briefkästen, Telefongespräche in den Sprechstunden oder ein barrierefreies Selbsthilfeprojekt trugen hierzu bei.
Ergänzung 2022:
Gegenüber 2021 haben sich keine wesentlichen Änderungen an der Ausgangslage ergeben.
Ergänzung 2023:
Ab dem 1. Juni 22 hat ein Wechsel im Quartiersmanagement stattgefunden. Zwei neue Quartiersmanager*in mit je einer halben Stelle haben neu begonnen. Der Südstadttreff KAISERs ist jetzt wieder zweimal wöchentlich für die Bewohner*innen der Südstadt geöffnet.
Ergänzung Ausgangslage im Kalenderjahr 2023:
Durch den Weggang von Frau Silke Buss zum 30.06.2023 und der Stundenreduzierung von Herrn Max Engelking zum 01.08.2023 hat sich die Ausgangslage dahingehend verändert, dass bis zu einer angestrebten Neubesetzung nur eine eingeschränkte Arbeit an den u.g. Projektzielen erfolgen kann.
Ergänzung 2024
Die Ausgangslage für 2024 hat sich auf Basis der Erkenntnisse aus 2023 dahingehend verändert, dass es einen erhöhten Bedarf an Projekten und Interaktionen für Jugendliche und junge Erwachse im Quartiert geben sollte. Der Bahnhof als ein zentraler Ort im Quartiert fungiert zur Zeit als Aufenthaltsort für Jugendliche, da keine altersgerechten Angebote angeboten werden und diese Zielgruppe bis dato vernachlässigt wurde. Dieser Umstand soll sich in den Zielen 2024 wiederfinden. Dieser Aspekt wird nicht nur von den Jugendlichen selbst genannt, sondern findet sich auch in den Aussagen von älteren Bewohnerinnen und Bewohnern wieder.